Stellungnahme der Johannes-Gemeinde e.V. Müden zur aktuellen Diskussion der Pandemiebekämpfung
Wir stellen fest, dass die Gesellschaft zunehmend polarisiert wird. Die Gräben zwischen den
Menschen und Meinungen werden größer und führen zu einer tiefen Spaltung der
Gesellschaft. Als Gemeindeleitung möchten wir mit dieser Erklärung unseren Standpunkt der
Johannes-Gemeinde zu der aktuellen Situation weitergeben.
Gemeindeveranstaltungen während der Pandemie
Für uns als Gemeindeleitung ist es selbstverständlich, dass wir aufeinander achthaben und
rücksichtsvoll miteinander umgehen. Das ist für uns gelebte Nächstenliebe. Uns ist es
wichtig, dass zu jeder Zeit Präsenzgottesdienste stattfinden können. Dabei Hygienekonzepte
und behördliche Anordnungen einzuhalten, ist eine Selbstverständlichkeit.
3G-Regeln für den Gottesdienst sind nur dann akzeptabel, wenn für alle die Testmöglichkeit
besteht und niemand aus sozialen oder wirtschaftlichen Gründen vom Gottesdienst
ausgeschlossen wird. 2G-Regeln für religiöse Gemeindeveranstaltungen sind daher für uns
inakzeptabel. Sie verstoßen gegen das Grundrecht der freien Religionsausübung.
Impfung
Wir ermutigen Menschen, sich freiwillig impfen zu lassen. Impfen hilft, ist aber für sich allein
nicht die Problemlösung. Wir wenden uns deutlich gegen die Diffamierung von
Nichtgeimpften als „Sündenböcke“. Die Gründe, sich nicht impfen zu lassen, sind vielfältig
und die Entscheidung für oder gegen eine Impfung liegt in der Freiheit jedes Einzelnen.
Nichtgeimpfte dürfen nicht vom öffentlichen und kirchlichen Leben ausgeschlossen werden.
Wir sprechen uns deutlich dagegen aus, die Impffrage zu einer Bekenntnisfrage zu machen.
Ein Christ ist ein Mensch nicht wegen seines Impfstatus, sondern allein aufgrund seiner
Beziehung zu Jesus Christus. Auch eine theologisch-endzeitliche Überhöhung der
Impfdebatte halten wir für nicht zielführend.
Gleichzeitig gilt, dass jeder für seine Entscheidungen und sein Handeln die Verantwortung
übernehmen muss. Jede Entscheidung hat Konsequenzen, die persönlich zu tragen sind.
Wer sich impfen lässt, muss mit möglichen Nebenwirkungen rechnen. Wer sich gegen eine
Impfung entscheidet, muss mit einem schwereren Krankheitsverlauf rechnen.
Trotz unserer klaren Empfehlung zu einer freiwilligen Impfung sind wir gegen eine
allgemeine Impfpflicht, die aktuell in der Politik diskutiert wird. Dies ist aus unserer Sicht ein
erheblicher Eingriff in die durch das Grundgesetz garantierten Persönlichkeitsrechte.
Wir verurteilen den Missbrauch der Impfdebatte durch Kräfte, die die Institutionen des
Rechtsstaates grundsätzlich in Frage stellen. Wir rufen Christen dazu auf, den Glauben nicht
zu instrumentalisieren und sich selbst nicht vor den Karren anderer Interessen spannen zu
lassen. Der Diffamierung unserer Demokratie treten wir entschieden entgegen und
gewaltbereiten Radikalen widerstehen wir. Beides entspricht nicht dem Wesen Christi.
Aufruf an die Verantwortlichen in der Politik und Verwaltung
Wir rufen die Politik und Verwaltung dazu auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die
Spaltungen in der Gesellschaft zu überwinden und für Einheit und gegenseitiges Verständnis
einzutreten. Bei aller Sorge um steigende Inzidenzen müssen der Frieden und das
Miteinander der Gesellschaft sehr hohe Priorität haben.
Viele der bisherigen Maßnahmen haben ihre Spuren hinterlassen. Gemeinschaft und
Verbundenheit sind vielfach verloren gegangen, Kinder und Jugendliche leiden an
psychischen Schäden, Menschen sind in Einsamkeit gestorben, wirtschaftliche
Lebensgrundlagen sind bedroht. Wir bitten die Verantwortungsträger, bei der Bekämpfung
der Pandemie weitsichtig zu handeln und die Verhältnismäßigkeit jeder Maßnahme
hinsichtlich des Nutzens und des Schadens zu bewerten.
Wir wünschen uns, dass Politikerinnen und Politiker vorleben, was Toleranz bedeutet: dass
auch beim Thema Corona kontroverse Meinungen gehört und respektiert werden. Nur auf
dieser Basis finden wir als Gesellschaft zu einem fruchtbaren Dialog zurück und zu
tragfähigen Lösungen.
Für uns als Johannes-Gemeinde gilt
Wir setzen uns dafür ein, Personengruppen aller Generationen Glaube, Liebe und Hoffnung
zu vermitteln und ihnen Mut für die Zukunft zu geben:
„Denn Gott hat uns nicht den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der
Besonnenheit gegeben.“ 2. Timotheus 1,7
Wir beten für unsere Regierung und für unser Land – die Bibel fordert uns dazu auf:
„Das Erste und Wichtigste, wozu ich die Gemeinde auffordere, ist das Gebet. Es ist unsere
Aufgabe, mit Bitten, Flehen und Danken für alle Menschen einzutreten, insbesondere für
die Regierenden und alle, die eine hohe Stellung einnehmen, damit wir ungestört und in
Frieden ein Leben führen können, durch das Gott in jeder Hinsicht geehrt wird und das in
allen Belangen glaubwürdig ist.“ 1. Timotheus 2, 1-2
Wir bitten alle, bei Unsicherheit, Angst, Fragen oder Unzufriedenheit mit uns ins Gespräch zu
kommen. Wir halten unterschiedliche Meinungen aus. Diese sind kein Hindernis für unsere
Verbundenheit und Einheit in Christus.
Wir wissen, dass Gott uns keinen Moment aus dem Blick verliert. ER geht mit uns in die
Zukunft!
Die Gemeindeleitung
der Johannes-Gemeinde e.V.
